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Saturday, August 1, 2020

Die Restaurantkritik: Jules Verne: Klassisch gut - Tagesspiegel

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Unter der roten Markise sitzt man im „Jules Verne“ selbst bei leichtem Regen draußen sehr gemütlich. Der nebenstehende Tisch zur Straße hin ist ohne Tischdecke geblieben, dort steht der silberne Weinkühler. So können auch Passanten nicht allzu gefährlich nahe kommen. Teil der neuen Regeln seit Corona; bei der Reservierung muss man neben der Telefonnummer jetzt auch eine Mailadresse angeben. Das Speisenangebot steht statt auf der Karte auf schwarzen Tafeln.

Empfehlenswerter Snack: die Currywurst.Foto: Doris Spiekermann- Klaas

Unser Ceviche mit Seewolf, Kabeljau, Garnele ist mit reichlich Limette, einem Hauch von Chili-Schärfe und duftendem Koriander in einem tiefen Teller großzügig angerichtet. Schön frisch schmeckte das (14,50 Euro). Unbedingt lohnt es sich, die hausgemachte Currywurst vom Kalb zu probieren. Man darf sie sich vorstellen wie eine in die Länge gezogene und in zwei Hälften geteilte Kalbsbulette von lockerer Konsistenz in einer fruchtig tiefroten Sauce mit hervorstechender Currynote. Bekömmlich, nicht zu fett. Zu den hausgemachten Pommes Frites würde ein besonderer Dip gut passen (14,50 Euro).

Kommt mit Zwetschgenröster und Vanilleeis: der Kaiserschmarrn.Foto: Florian Bolk / Jules Verne / promo

Allein für den Kaiserschmarrn kämen auch die Nachbarn gern mal vorbei, erzählt der Kellner. Und ja, er könne uns zwei kleine Teller bringen, damit wir uns die große Portion hygienisch korrekt teilen können. Vanilleeis und Pflaumenhälften rahmen diesen besonderen Schmarrn ein: Er ist karamellisiert, das knuspert schön beim Essen der dicken, mit reichlich Rosinen angereicherten Eierkuchenfetzen (10,50 Euro).

Teilen adieu!

Der Trend des familiären Teilens hat sich mit Corona wohl erledigt und wird so schnell nicht wiederkommen. Als wir kurz vor Beginn der Krise in diesem authentisch berlinischen Restaurant unterm Kronleuchter am blanken Holztisch saßen, mit guter Sicht auf das duftende Käsefondue der Nachbarn, war noch alles anders. Auf unserer Hors d’Oeuvre-Platte für eigentlich nur eine Person waren warme gebackene Sardinen mit Knoblauchdip, guter, unzaddriger Serrano-Schinken, köstlicher, mit Honig gebackener Ziegenkäse auf Rucola, eine nicht zu weiche Burrata auf Tomatenscheiben, außerdem Falafel auf Pita mit würzigem, hausgemachtem Hummus angerichtet. Dazu gab es knuspriges Baguette (18,50 Euro). So unkompliziert wie damals würde man sich das jetzt nicht mehr teilen wollen. Die Auswahl, noch immer auf der Karte, eignet sich für eine Person aber eben auch gut als Hauptgericht.

Zartes Fleisch plus Merguez: das "Schönste vom Lamm.Foto: Florian Bolk / Jules Verne / promo

Ein Hauch von Weltküche mit populären Klassikern war auch beim „Schönsten vom Lamm“ zu spüren: zartes Fleisch beim Rückenstück wie bei den Koteletts, sehr gut und saftig, dazu ein feines Merguez-Würstchen und Zucchini, außerdem auf der Zunge zerschmelzende gelbe und rote Paprika. Alles war kräftig arabisch, aber unaufdringlich gewürzt, angerichtet auf einem schwarzen Teller (24,50 Euro). Sehr zufrieden war ich auch mit dem hausgemachten Karotten-Sanddorn-Sorbet in einem geradezu dramatischen Orange mit perfekter Konsistenz (3 Euro).

Weine ohne Weltreise

Der Prosecco im silbernen Weinkühler (26,50 Euro) steht für das insgesamt gute Preis-Leistungsverhältnis in diesem Lokal. Die Weinkarte bietet einen Neuseeländer unter den Sauvignon Blancs, ansonsten dominieren aber Deutschland, Italien, Frankreich und Österreich.

- Jules Verne. Schlüterstr. 61, Charlottenburg, Tel. 31 80 94 10, Mo – Fr 12 – 15 und 18 – 22 Uhr, Sa / So 12 – 22 Uhr

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August 01, 2020 at 12:39AM
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