Mohamed „Subry“ bin Ahamed in seinem Element: Er spricht gerne über seine Curries, die er in seinem Bistro in der Überseestadt anbietet. (Christina Kuhaupt)
"Fake Asian Cantina“, witzelt er zurück, als ich ihn zu Gesprächsbeginn um eine Darstellung seines Konzepts bitte. „Komm, selbst ich weiß nicht, was wir hier tun“, fügt er lachend hinzu. Das ist Subry. Unverblümt und humorvoll. Manchmal possenhaft, zuweilen frivol. Aber immer: herrlich ehrlich.
Und hier doch ausnahmsweise: ein Lügner. Denn der Sri-Lankaner aus dem in der Überseestadt gelegenen Jaya weiß sehr wohl, was er da tut. Die Art, wie er mit den begrenzten Mitteln einer sechs Quadratmeter-Küche täglich bis zu 200 Gerichte raushaut, ist schon klug. Nicht minder, wie sich das Mittags-Bistro zum Abend in eine Bar wandelt, in der trink- und tanzlustige Gäste vor allem in den Sommermonaten auf der direkt am Europahafen gelegenen Terrasse auf ihre Kosten kommen.
Letztere bildet auch heute die Kulisse unseres Treffens, das ob unserer freundschaftlichen Beziehung natürlich unter besonderen Vorzeichen steht. „Ich werde strenger sein“, hatte ich im Vorfeld platziert. Und registriere nun, dass er in Ahnung etwaiger Distanz extra meine Lieblingsgerichte auf die Wochenkarte gepackt hat. „Klug“, honoriere ich den Schachzug – und nehme mir vor, diese einfach zu umgehen.
„Lass das nicht nehmen“, kommentiert Subry meinen Vorschlag, der nun natürlich erst Recht ins Auge springt: „Rumba Rice“ (9,90) mit vier Chicken-Sathay-Spießen. „Weil der Spieß Tiefkühl-Ware ist?“, vermute ich den Grund. Der gelernte Restaurantfachmann schaut mich verlegen an. „Komm schon, steh dazu“, ermutige ich ihn – und habe Erfolg. „Okay“, lässt er sich breitschlagen.
„Ich liebe diese Hähnchenspieße“, folgt Augenblicke später sein schuldhaftes Geständnis, dem ich das meinige anhänge. Ja, auch ich bin diesen saftigen, süß-sauren Schenkelspießen erlegen. Sogar so weit, dass ich sie mir von Subry einst für das Entree meiner Hochzeit cateren ließ. Was es da zum Glück nicht gab, war die hier kraftlose, angeblich mit Gemüse und frischen Kräutern zubereitete Reispfanne, die im Ganzen nicht Rumba ist, sondern Slowfox. Der knackig-frische Beilagensalat mit der feinen Mango-Limetten-Vinaigrette ist wiederum Salsa auf der Zunge.
Der nächste Geschmackstanz ist ein Standardklassiker: Bombay Beef (8,50). „Dort ist das Essen von Rind verboten“, kommentiert Subry die dissonante Bezeichnung – und schiebt schelmisch hinterher: „Ich fand das witzig.“ Das Curry aus einfachem Reis mit aus Kartoffeln und Tomaten geschmortem Rinderhack soll erstrangig natürlich nicht lustig sein, sondern lecker. So stelle ich bei Probe der üppigen Portion fest, dass sie hinsichtlich Würze doch eher an „Bremen Beef“ erinnert.
Chili und Garam Masala sind Spurenelemente, die ich leider nur in der Beschreibung und nicht auf meiner Zunge wiederfinde. Aber was ich entdecke, erinnert eher an klassisches Schmorhack. „Das soll es auch“, korrigiert Subry. Und weist darauf hin, dass das Curry vor allem ein deftiger Sattmacher für hungrige Mittagsgäste sein soll. Für das Urteil gilt dennoch dasselbe wie für die Menge: ordentlich.
Zum Abschluss probieren wir eines der wechselnden Vegan-Gerichte: ein „Disco Dhal“ (8,50) genanntes Curry mit Ingwer, Zitronengras, Kurkuma und einem Gemüsemix, das sich als Allerlei aus Kichererbsen, Lauch, Möhren und Paprika entpuppt. „10 von 10“, zeigt sich der 43-Jährige höchst zufrieden. Eine stolze Wertung, zu deren Rechtfertigung angeführt werden mag, dass die Sauce angenehm cremig und das gehaltvolle Gemüse schön knackig ist. Schon sehr gut.
Doch für eine Höchstwertung ist es mir persönlich zu mild. „Das ist ja aber die ganze Idee des Gerichts“, wendet mein Gastgeber wiederum ein und erinnert an das Lunch-Geschäft, wo man Speisen mit Blick auf den Nachmittag nicht einfach überwürzen könne. Zudem stehe es ja auch jedem frei, diese an der Theke nach Belieben und kostenfrei mit frischen Chilis, Mango-Chutney oder Sambal Oelek aufzupeppen. Das tue ich dann auch – und komme geschmacklich zu meinem Happy End.
Jaya, Konsul-Schmidt-Straße 8r, 28217 Bremen, Telefon: 0421 64919066. Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch von 11.30 bis 21 Uhr, Donnerstag bis Freitag von 11.30 bis 0 Uhr, Samstag von 12.00 bis 0 Uhr. www.jaya-food.de. barrierefrei.
Zur Person
Temi Tesfay hat Hunger auf Bremen. Auf seinen wöchentlichen Streifzügen durch die heimische Gastroszene hat er schon viele Küchen, Köche und kulinarische Schätze der Stadt kennengelernt. Unter dem Titel „Ein Bisschen Bremen“ schreibt er außerdem einen Foodblog.
July 29, 2020 at 08:00PM
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Bistro-Bar Yaya in der Überseestadt: Immer herrlich ehrlich - WESER-KURIER
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Sauce Chili
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